Vom Mehrwert guter Arbeit

Beim GESIOP-Kongress betonten Wissenschaft und Unternehmenspraktiker heute die Bedeutung der Gesundheitsförderung für Beschäftigte in Betrieben. Sie garantiere den wirtschaftlichen Erfolg und müsse im Nachhaltigkeitskonzept verankert sein.

"Nur wenn klar ist, dass Unternehmen gesunde Arbeit fördern", betont der Arzt Dietrich Grönemeyer, "finden sie künftig gute Fachkräfte." Damit unterstreicht er den Mehrwert betrieblicher Gesundheitsförderung. Sie steigert nicht nur das Befinden der Beschäftigten und sichert damit deren Arbeitskraft sowie -moral. Sie stärkt vor allem die Reputation von Firmen. Gesundheitsförderung ist für Experten daher längst ein Schlüssel zur unternehmerischen Nachhaltigkeit. Sie sei "ohne Berücksichtigung der Menschen nicht denkbar", weiß etwa Andrea Graszouw, die mit dem Bundesdeutschen Arbeitskreis Umweltbewusstes Management e. V. (B.A.U.M.) als Burnoutpräventionscoach das europaweit größte Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften berät. 

Prof. Dr. Eva Bamberg von der Universität Hamburg forscht daher mit weiteren Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ebenfalls nach Bedingungen für solchermaßen "gute Arbeit". In der globalisierten Welt mit ihrem Wettbewerbs- und Preisdruck nämlich spüren immer mehr Krankenkassen, Gewerkschaften oder Personalmanager, dass Arbeitsverdichtung und Überforderung oder Dauerstress psychische und körperliche Beschwerden bei Beschäftigten erzeugen. Die Krankenstände klettern. Laut Statista sind etwa von Burnout neben Führungskräften am häufigsten Mitarbeiter an Ladenkassen sowie in Pflege- und Sozialberufen betroffen. Burnout zählt inzwischen als neue "Volkskrankheit". 

Als Partner des Verbundprojekts GESIOP (Gesundheitsmanagement aus interorganisationaler Perspektive) erprobten Wissenschaftler der Universitäten Hamburg, Kiel sowie der TU München mit Praxispartnern aus deutschen Unternehmen (BAUR Gruppe, Hamburger Hafen und Logistik und tegut…) zusammen mit der VERBRAUCHER INITIATIVE e. V. (Bundesverband), wie Betriebe "gute Arbeit" organisieren. Die Wissenschaftler entwickelten ein Tool, mit dem die Betriebe im Verbundprojekt per Selbstcheck erproben, wo und wie sie die Fürsorge für ihre Mitarbeiter managen. Sie wollen es weiteren Unternehmen vor- und zur Verfügung stellen. Denn: "Bei aller Wichtigkeit ökonomischer Faktoren", gibt ihnen Prof. Dr. Grönemeyer mit auf den Weg, "dürfen wir nie vergessen: Es geht vor allem darum, den Wert des Menschen, mit dem wir zusammenarbeiten, zu erkennen."

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Professor Dr. Grönemeyer bei seinem Grußwort

Mit einer repräsentativen Studie im Rahmen von GESIOP untersuchten die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie die TU München gemeinsam mit der VERBRAUCHER INITIATIVE e. V., ob ein Label auf Produkten sinnvoll für die Kommunikation zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement von Unternehmen sein kann und wie groß das Interesse von Verbrauchern an derlei zusätzlichen Informationen ist.

Verbraucher hätten zwar keinen direkten Einfluss auf die Gesundheit der Unternehmensmitarbeiter, sagt Ludger Heidbrink von der Universität Kiel, "sie können aber mit ihren Einkäufen darauf achten, ob Arbeitsplätze gesundheitsförderlich gestaltet sind oder dass mit den Mitarbeitern respektvoll umgegangen wird".

Gesundheitsförderung ist vor allem Aufgabe für Führungskräfte. Diese müssen sie "als strategisch relevanten Faktor für den Unternehmenserfolg" erkennen, zieht Carola Aldag (HHLA) ein Fazit des GESIOP-Projekts. Eva Straka (tegut...) nennt "gesunde Führung" eine Langfristaufgabe in Unternehmen. Am Ende eines solchen Prozesses kann dann, das zeigt die Baur-Gruppe, die betriebliche Gesundheitsförderung ein "Leuchtturmprojekt der CR-Strategie" sein. Dafür ist aber eine enge Zusammenarbeit zwischen Abteilungen sowie Unternehmen etwa in der gemeinsamen Wertschöpfungskette notwendig. Sie "erhöht dabei die Qualität von Maßnahmen im Bereich betrieblicher Gesundheitsförderung", ist sich Grit Tanner (Universität Hamburg) sicher. Der "Austausch und eine gleichberechtigte Partizipation" erhöhe zudem die Bereitschaft zur Umsetzung von "guter Arbeit".

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Heike Henkel, Olympiasiegerin, Weltmeisterin und heutiger Mentalcoach auf dem GESIOP-Kongress

Für Georg Abel von der VERBRAUCHER INITIATIVE e. V. muss auf jeden Fall die Wertigkeit der Gesundheitsförderung erhöht werden. Für den Geschäftsführer des Bundesverbandes ist dafür die ganze Gesellschaft gefordert. "Politik, Krankenkassen, Gewerkschaften und NGO müssen das Thema auf die Tagesordnung setzen", glaubt Abel. Nur so werde seine Bedeutung in Zukunft angemessen gewürdigt.

Am 16. Mai diskutierten die Wissenschaftler und Betriebspraktiker die Ergebnisse des rund dreijährigen GESIOP-Projekts in Berlin mit interessierten Kongressbesuchern. Dabei war auch Heike Henkel. Die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin im Hochsprung brachte dabei eine zusätzliche, ganz eigene Sichtweise in die Tagung ein. Henkel betonte, dass die gesundheitliche Förderung der Mitarbeiter auch die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens lege. 

Auf der GESIOP-Webseite finden Sie unter (https://bit.ly/2XSvmLm) Informationen rund um das Projekt.




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