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Wald: Müll gefährdet das Ökosystem
10. September 2023Der Wald hat viele Funktionen für den Natur-, Boden- und Klimaschutz. Als vielfältig nutzbarer Erholungsraum steht er unentgeltlich zur Verfügung. Manche Zeitgenossen nutzen ihn allerdings auch zur Ablagerung von Müll. Mit einer Aktion im Bonner Kottenforst machten jetzt verschiedene Akteure auf dieses zunehmende Problem aufmerksam.
Ob Picknickreste, Gartenabfälle, Reifen, Altöl oder Bauschutt - der Wald benötigt viel Zeit, um wild entsorgten Müll abzubauen. Während er für den Abbau einer Apfelkitsche etwa zwei Monaten benötigt, dauert es – so die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - bei einer Getränkedose 500 Jahre, bei Glas sogar 50.000 Jahre.
NRWs Forstministerin
Silke Gorißen hat eine klare Meinung: „Müll im Wald illegal abladen ist kein
Kavaliersdelikt, sondern gesetzlich verboten und es drohen hohe Bußgelder. Der Müll
hat Folgen für den einzigartigen Naturschatz Wald: Wildtiere verfangen sich in
Schnüren, verletzen sich an Drähten und scharfen Kanten oder verzehren
Verpackungsreste, Es können Giftstoffe aus weggeworfenen Batterien oder
Elektroschrott austreten und in den Waldboden und das Grundwasser gelangen.
Abfallentsorgung im Ökosystem Wald, der auch unser wichtigster Klimaschützer
ist, bedroht die Tiere und Pflanzen und letztlich auch den Menschen.“
Im Wald finden Tier-
und Pflanzenarten einen Rückzugsraum, die Vielfalt der Tiere und Pflanzen ist dort
besonders groß. Ein Grund dafür ist die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder.
„Unsere Waldbesitzer halten freiwillig Kriterien ein, die über den gesetzlichen
Standards liegen. Dazu gehört beispielsweise, Wuchshüllen aus Plastik
rückstandslos zu entfernen, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt haben“, ergänzte
Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer von PEFC Deutschland. Seiner Meinung nach
ist das Vermeiden und Sammeln von Müll ein wichtiger Schritt zur Entlastung der
Zuständigen: „Die Waldbesitzer und Forstleute können die Wälder samt all ihrer
Funktionen nur dann optimal bewahren und uns gleichzeitig den wertvollen
Rohstoff Holz auf nachhaltige Weise bereitstellen, wenn sie nicht durch
illegale Müllentsorgung zeitlich und finanziell belastet werden.“
Fair Play im Wald
Georg Abel, Geschäftsführer
der VERBRAUCHER INITIATIVE, machte auf die Auswirkungen selbst vermeidlich
kleiner Abfälle wie Zigarettenkippen aufmerksam. Die Gifte enthaltende Kippe
brauche 10-15 Jahre, damit sie sich zersetzt und gehöre aus gutem Grund in die
Restmüll- und nicht in die Biotonne. „Es kann auch nicht sein, dass Essen und
Getränke in den Wald getragen werden, die (Verpackungs-)Reste aber dort Ort
bleiben.“ Er warb für eine stärkeres gemeinsames Themensetting von Politik,
Waldwirtschaft sowie Umwelt- und Verbraucherorganisationen, forderte eine
konsequentere Bestrafung und lobte das große Engagement von Forstwirtschaft und
vieler Ehrenamtlicher bei der Müllentsorgung.
Um das Thema
„Müll im Wald“ zu veranschaulichen, hatte das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft vor
Ort verschiedene Abfallarten gesammelt und ausgestellt – so wie die Förster sie
dort fast täglich auffinden. Der zuständige Regionalforstamtsleiter Stephan
Schütte: „Auf den Waldparkplätzen werden meist bei Dunkelheit Möbel oder andere
Einrichtungsgegenstände etwa nach einem Umzug abgelagert, weil die Abgabestelle
für Sperrmüll geschlossen und der Mietwagen am nächsten Morgen wieder abzugeben
ist.“
Gartenabfälle mit Folgen
Auch Gartenabfälle
haben Folgen für das Ökosystem Wald, so Schütte. Denn häufig verbreiten sich dadurch
Zierpflanzen in den Wäldern, die hier nicht heimisch sind. Diese „Neophyten“ wie
der Kirschlorbeer oder der Japanische Staudenknöterich verbreiten sich und
können die heimische Flora stören. Im Extremfall führt dies zum Absterben
heimischer Arten. Nur unter hohem Zeit- und Kostenaufwand können diese Pflanzen
wieder entfernt werden. Mit den Gartenabfällen können auch größere Mengen an
organischen Stoffen wie Nitrat in den Waldboden und letzten Endes ins
Grundwasser gelangen.
Die Entsorgung
von Gartenabfall im Wald ist kein „Kavaliersdelikt“. Wer diese im Wald
entsorgt, verstößt gleich gegen mehrere Gesetze und dies kann mit einem Bußgeld
von bis zu 25.000 Euro geahndet werden.
Engagiert für das Ökosystem Wald: Stephan Schütte, Silke Gorißen, Dirk Teegelbekkers und Georg Abel.